Ein Erlass der Bayerischen Staatsregierung in der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte fest, dass sich von jedem Anwesen ein Mann bei der Brandbekämpfung beteiligten musste (Pflichtfeuerwehr).
So trafen sich auch in Karlsfeld im Haus Nummer 7 der Familie Freis eine Anzahl von Bürgern im Jahre 1862 und beschlossen, eine Feuerwehr ins Leben zu rufen. Als erster Kommandant übernahm Michael Freis das Amt. Als Standort für die Unterbringung der Gerätschaften, die aus 12 Wassereimern, drei Feuerleitern, einigen Feuerpatschen, Einreißhaken sowie Helmen und Gurten für die Mannschaft bestanden, diente ein Anbau an das Backhäusl der Familie Freis. 1884 folgte Sohn Georg Freis im Kommandantenamt. Die erste große Anschaffung war 1883 eine Saug- und Druckspritze, hergestellt in der Königlichen Hoflöschmaschinenfabrik D. Kirchmayer & Sohn. Diese Spritze steht heute noch "einsatzbereit" im Museum des Feuerwehrhauses und wird bei schönem Wetter beim Umzug des Karlsfelder Siedler- und Seefestes von der Feuerwehrjugend "spritzend" eingesetzt.
In diesem Jahr wurde auch noch eine fahrbare zweiteilige Schubleiter angeschafft. Damit war der erste Standort beim Freis zu klein geworden und somit wurde mit dem Neubau eines Feuerwehrrequisitenhäuschens im Jahre 1900 auf dem Schwertfirm-Grundstück, wo heute das Bürgerhaus der Gemeinde Karlsfeld steht, begonnen. Jetzt konnten regelmässig Übungen durchgeführt werden.
1904 wurde in der Gemeinde Augustenfeld, zu der die Ortschaft Karlsfeld gehörte, ein Feuerwehrverband gegründet. Nun wurde auch eine Fahne in Form einer Standarte und eine pferdebespannte Saug- und Druckspritze beschafft. Die Alarmierung erfolgte über den Hornisten und das Sturmglöckchen der Ludl-Kapelle.
Offiziell anerkannt wurde die Karlsfelder Feuerwehr als 2. Kompanie von Augustenfeld am 26.12.1908.
1909 übernahm Peter Schwertfirm das Kommandantenamt von seinem Vorgänger. Es hatte sich bereits ein gutes Vereinsleben entwickelt. Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges belief sich der Mitgliederstand auf 20 Mann. Dies waren 2 Kommandanten, 5 Steiger und Chargen, 12 Spritzenmänner und ein Hornist. 1927 wurde Augustin Freis Kommandant. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde der Vereinscharakter der Feuerwehr aufgehoben und eine Feuerschutzpolizei angeordnet. 1934 wurde die heutige Fahne angeschafft. Da Vereinsfahnen verboten waren, wurde zusammen mit einer Abordnung des Patenvereins Ludwigsfeld (gegründet 1881) die Fahne geweiht und bis 1948 im Stadl des Freis-Anwesens versteckt.
1935 kaufte die Firma Hans Berger in der Verbindung mit der Gemeinde die erste Motorspritze für Karlsfeld von Magirus-Deutz - heute im Museum - und gründete damit die erste Werkfeuerwehr Sport-Berger Löschzug II. Sie unterstand der FFW Karlsfeld. Die Ausrüstung wurde mit einer weiteren Motorspritze auf einem Einachsanhänger im Jahre 1940 verbessert.
Eine Vielzahl von Bränden, auch durch die Bombardierung im 2. Weltkrieg, bestimmte das damalige Tagesgeschehen der Feuerwehr. Da aber immer mehr Feuerwehrmänner ab 1942 eingezogen wurden und sich die Belegschaft verringerte, entschloss man sich, eine Frauenfeuerwehr einzuführen, die unter der Leitung von Augustin Freis stand.
Zwischen 1900 und 1945 waren große Feuerwehreinsätze beim Brand und der Einäscherung des Freis-Stadels durch Blitzschlag (1900), beim Brand des Getreidestadels und der Maschinenscheune beim Mühlich (1923), beim 35 m langen, vollgefüllten Getreidestadl beim Ludl (1931), in der Schmiede des Guts Rothschwaige (1933), beim Schwertfirmanwesen (1936), in der Näherei bei Sport-Berger (1936), bei der Scheune des Guts Rothschwaige (1938), in der Fabrik Wunder (1939) und 1944 beim Abwurf der über 360 Spreng- und Brandbomben. Nach den Wirren des 2. Weltkrieges war es Augustin Freis, der die Feuerwehr wieder aufbaute, die noch vorhandenen Löschgeräte ordnete und nach und nach Neuanschaffungen veranlasste. Schon Ende der 40er Jahre hielt man ständig Übungen und Versammlungen ab.
Im Jahr 1954 sollte das 50-jährige Fahnenjubiläum gefeiert werden, aber wegen des anhaltend schlechten Wetters erst 1955 durchgeführt. 1. Vorsitzender war damals Ludwig Freis, auf ihn folgte Josef Eberle (bis 1966). 1957 wurde das erste komplett ausgestattete Feuerwehrfahrzeug, ein LF 8 "Opel-Blitz" angeschafft und von Pfarrer Mühlhauser gesegnet.
Das kleine Feuerwehrhaus genügte längst den Anforderungen nicht mehr und so wurde 1966 ein neues an der Falkenstraße errichtet. Da durch eine Straßenplanung 1962 das alte Spritzenhaus abgerissen werden musste, war in der Zwischenzeit die Feuerwehr in einem Anbau hinter dem (alten) Rathaus untergebracht. Das neue Feuerwehrhaus wurde am 26. November 1966 unter der Leitung des Kommandanten Augustin Freis und dem 1. Vorsitzenden Josef Eberle eingeweiht.
Am 28.12.1966 wurde Augustin Freis jun. zum 1. Kommandanten (-1971) und Lorenz Becker zum 1. Vorsitzenden (-1981) gewählt.
Zu den zwei Tanklöschfahrzeugen TLF 8 (auf Fahrgestell UNIMOG) von 1967 kam auch die 1. Atemschutzausrüstung.
Als man Ende der 60er Jahre die "Schlachtschiffe" in der Rathausstraße baute, wurden für die Hochhäuser die 30 m lange Magirus-Drehleiter 1970 angeschafft, für die ein Anbau am Feuerwehrhaus notwendig wurde.
Günter Märkl übernahm 1971 das Kommandantenamt und bewältigte die extrem Umstrukturierung der Feuerwehr in den letzten Jahren vom ursprünglichen Brandbekämpfen zur technisch ausgebildeten und ausgerüsteten Einsatzkraft.
Heute sind die Einsätze im Bereich technischer Hilfeleistung (Verkehrsunfälle, Tierrettung u.a.) im Vordergrund. So wurde 1973 ein TLF (Tanklöschfahrzeug) mit Pulverlöschanhänger P 250 und 1977 ein LF 8/TS (Löschgruppenfahrzeug) mit technischer Hilfeausrüstung (Rettungsschneidgerät, Rettungsspreitzer u.a.) angeschafft. Mit dem Ausbau des Baggersees zum Erholungsgebiet folgte ein Schlauchboot mit einem 15-PS Außenbordmotor und ein Trailer. Die stille Alarmierung mit 15 Funkalarm-Meldeempfängern wurde eingeführt. Seither ertönt die Sirene nur mehr bei Großalarmen und einmal monatlich zum Probealarm. Weitere Anschaffungen wie ein als Mehrzweckfahrzeug eingerichteter VW-Bus (1980) und ein Schaum-Wasser-Werfer SW 2000 auf einem Einachsanhänger (1982) folgten. Der bis 1986 zweckentfremdete, mit Ölschadenausrüstung beladene Opel-Blitz, Baujahr 1957, wurde durch einen modernen Rüstwagen RW 2 abgelöst. 1992 wurde ein Versorgungs-LKW mit hydraulischer Ladebordwand angeschafft.
Für all diese Einsatzfahrzeuge war das Feuerwehrhaus in der Falkenstraße zu klein geworden und so wurde vom Gemeinderat beschlossen, für die weiter aufstrebende Gemeinde Karlsfeld ein Feuerwehrhaus größeren Ausmaßes, das auch der weiteren rapiden Entwicklung von Einwohnern und Gewerbe den feuerwehrtechnischen Ansprüchen entspricht. 1992 erfolgte der Spatenstich für das neue Haus Ecke Falkenstraße / Bajuwarenstraße, im Oktober 1992 war Richtfest und am 15. Juli 1994 unter der Führung von Kommandanten Wolfgang Faltermeier und dem 1. Vorsitzenden Leopold Piller unter großer Anteilnahme der Karlsfelder Bevölkerung das Feuerwehrgerätehaus seiner Bestimmung übergeben und feierlich eingeweiht.
Das neue Feuerwehrhaus in Zahlen: Grundstücksfläche 5067 m², überbaute Fläche 1504 m², 12 Fahrzeugplätze incl. Wasch- und Werkstatthalle; Baukosten ca. 11,4 Mill. DM. Das Wahrzeichen ist der 23m hohe, von weitem schon sichtbare Schlauchturm.
Seit Dezember 1992 stand die Mannschaft unter der Führung des 1. Kommandanten Wolfgang Faltermeier und wird immer mehr durch Spezialausbildung zu einem Einsatzteam, das der Bevölkerung vor Ort Hilfestellung geben kann. Um mit dieser Entwicklung Schritt zu halten, wurde 1995 ein Löschgruppenfahrzeug LF 16/12 für Einsätze der technischen Hilfeleistung, ein Motorboot mit Aluminiumschale und 40 PS Außenbordmotor, 1997 eine neue Drehleiter DLK 23/12, 1998 zur Sicherung der Einsatzkräfte bei Verkehrsunfällen ein VSA (Verkehrssicherungsanhänger), 2000 ein Mehrzweckfahrzeug (MZF) Mercedes Sprinter 313 und ein Einsatzleitwagen (ELW) Audi A6 Avant, mit dem Einsatzleiter bzw. Einsatzleitungen taktische Einheiten führen, sowie 2007 ein HLF 20/16, welches das LF 8/TS und ein TLF altersbedingt ablöst. Am 17. April 2012 wurde das Wechselladerfahrzeug mit einem Sonderlöschmittelcontainer nebst Mulde im Gerätehaus feierlich eingeweiht. Ergänzt wurde das Fahrzeug in den darauf folgenden Monaten durch einen Abrollbehälter „Bahn“ mit umfangreichen Gerätschaften zur technischen Hilfeleistung. Michael Peschke trat als Nachfolger Faltermeiers in dessen Fußstapfen und hat seit Dezember 2016 das Amt des 1. Kommandanten inne.
Bis ins Jahr 2007 waren Ernst Oppermann (1981 - 1992), Leopold Piller (1992 - 1998), Robert Giehrl (1998 - 2000), Thomas Becker (2000 - 2007) 1. Vorsitzende.
Jürgen Conk bekleidete das Amt von 2007 bis 2016. Marco Ebert trat dessen Nachfolge im Dezember 2016 an, musste aber aus gesundheitlichen Gründen im Jahr 2019 sein Amt wieder zur Wahl stellen. Jürgen Conk bot zur Fahrzeugweihe des neu beschafften Kommandowagens Anfang Juni 2019 sein "Come Back" an und wurde von der Mannschaft im Rahmen der Wahl erneut in die Position des 1. Vorsitzenden gewählt.
Trotz der notwendigen technischen Ausstattung und modernster Unterbringung der Gerätschaften darf nicht vergessen werden, dass es die aktiven Männer und seit 1998 auch Frauen sind, die im ehrenamtlichen Dienst den Schutz der Karlsfelder Bürgerschaft übernehmen. Nur mit einer bestens ausgebildeten und kameradschaftlichen Mannschaft ist diese Aufgabe nach dem stets geltenden Leitspruch zu erfüllen:
"Gott zur Ehr - dem Nächsten zur Wehr!"
Seit Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Karlsfeld:
Kommandanten |
1. Vorsitzende |
||
1862 - 1884 |
Michael Freis |
bis 1954 |
Ludwig Freis |
1884 - 1909 |
Georg Freis |
1954 - 1966 |
Josef Eberle |
1909 - 1927 |
Peter Schwertfirm |
1966 - 1981 |
Lorenz Becker |
1927 - 1966 |
Augustin Freis sen. |
1981 - 1992 |
Ernst Oppermann |
1966 - 1971 |
Augustin Freis jun. |
1992 - 1998 |
Leopold Piller |
1971 - 1992 |
Günter Märkl |
1998 - 2000 |
Robert Giehrl |
1992 - 2016 |
Wolfgang Faltermeier |
2000 - 2007 |
Thomas Becker |
seit Dez. 2016 | Michael Peschke |
2007 - 2016 |
Jürgen Conk |
2016 - 2019 |
Marco Ebert |
||
seit Jun. 2019 |
Jürgen Conk |